













DEUTSCH
1917 sind meine Urgroßeltern Viktoria und ihr Mann Sarkis, sowie mein Urgroßvater Eprad mit ihren verbliebenen Familienmitgliedern aus dem Osmanischen Reich nach Bulgarien geflohen. Viktorias Eltern wurden umgebracht und ihre Körper wurden den Euphrat geworfen, ihre Schwester starb unterwegs an Unterernährung. 1915 hatten Jungtürken und Offizieren des Deutschen Kaiserreichs eine genozidale Kampagne gegen Armenier, Assyrer und Griechen im Osmanischen Reich begonnen und diese Tat resultierte schließlich in der Gründung der heutigen Türkei im Jahr 1923.
Ohne den Genozid hätte jener Teil des Familienstammbaums nicht existiert der meine Geburt und ein schwieriges Aufwachsen zur Folge hatte. Mein Projekt ist ein notwendiger Akt der Selbstbehauptung und Emanzipation, und sowohl eine Verarbeitung als auch eine Visualisierung intergenerationeller und persönlicher Traumaerinnerungen.
Mein Projekt ist ein notwendiger Akt der Selbstbehauptung und Emanzipation, und sowohl eine Verarbeitung als auch eine Visualisierung intergenerationeller und persönlicher Traumaerinnerungen.
Ich habe alle Fotos dekonstruiert, die mir von meiner Mutter überlassen worden sind, etwa 100 Fotos. Sie wurden in Bulgarien und Deutschland zwischen 1930 und 2000 gemacht. Aus diesen Fotos habe ich hunderte von Objekten, wie Spielzeug, Möbel, Körperteile die zu mir oder Familienmitgliedern gehören, gescannt und dann digital extrahiert. Über jedes Objekt schreibe ich etwas auf, woran es mich erinnert, oder Information über seinen Ursprung oder seine Bedeutung.
Die Arbeit erzählt eine autobiographische Geschichte, die vor meiner Geburt beginnt. Mein eigenes privates Familienfotoarchiv multipliziert sich in eine viel größere Anzahl von Fotos. Die extrahierten Fotoobjekte weisen sowohl auf ihren Inhalt hin und gleichzeitig verkörpern sie, worauf die verweisen. Das Sujet und die Methode sind miteinander verbunden. Meine eigene Sehnsucht und meine Suche nach Anerkennung, Bedeutung und Gerechtigkeit hält diese fragmentierte Autobiographie zusammen.
Seit 2017 habe ich die Objekte in verschiedenen Iterationen inszeniert.
Bitte hier und hier klicken um die neuesten Entwicklungen, die das Projekt genommen hat, zu sehen.
ENGLISH
In 1917, my great-grandparents Viktoria and her husband Sarkis, together with my great-grandfather Eprad, fled with their remaining family members from the Ottoman Empire to Bulgaria. Viktorias parents had been murdered and their bodies thrown into the river Euphrates, and her sister perished of undernourishment. In 1915 a genocidal campaign began devised by the Young Turks and officials of the German Empire against Armenians, Assyrians and Greeks in the Ottoman Empire, and that action resulted ultimately in the founding of modern day Turkey in 1923.
Without the genocide that part of the family tree would not have existed that produced me. My project is a necessary act of self-empowerment and emancipation, and both a processing and visualization of inter-generational and personal trauma memory.
I have deconstructed all photos that were left to me by my mother, around 100 photos. They were taken in Bulgaria and Germany between the years 1930 and 2000. From this photo archive I scanned and extracted digitally by hand hundreds of objects, like toys, furniture, body parts that belong to me or family members. About every object I write something down, what it reminds me of or information about its origin or meaning.
This work tells an autobiographical story that begins before my birth. My limited private family photo archive multiplies into a much larger number of photos. The extracted objects become both references to their content and physical embodiments of what they point to. The subject and the artistic method are intertwined. My own longing, and search for recognition, meaning and justice holds together this autobiography in fragments.
Since 2017 I have staged these objects in different iterations.
Please see here and here for the latest developments of the project.
Excerpt from catalog 'Studienpreis 2017'
'Mit Roland Barthes koennte man sagen, dass in dieser Arbeit ein Spiel zwischen 'Punctum' und 'Studium' stattfindet: Je mehr wir der Analyse des in den Bildern Verborgenen zusehen, desto mehr wird uns die Umgebung vertraut und trifft uns im naechsten Bild als Erinnerung. Der im Titel benannte Prozess einer 'totalen Dekonstruktion' dient gleichsam dazu, die vor der gewaltsamen Zerstoerung gerettete familiaere Erinnerung zu bewahren. Exemplarisch wird deutlich, was Erinnerung ist, was kontextualisiert werden kann, aber auch was als Luecke bleibt - und als fortlaufende Ausgrabung eine offene Form erhaelt.'
Clemens v. Wedemeyer, 2018
Exhibition history
2023 Forthcoming Kunstpreis Fotografie (Artprize Photography) Lotto Brandenburg. Potsdam, DE
2023 Forthcoming Award and exhibition, tba. Arles, FR
2022 To touch at the edge. KO-OP Art Space. Sofia, DE
2020 Diplom-Rundgang (Graduates Exhibition). Hochschule fuer Grafik und Buchkunst (Academy of Fine Arts). Leipzig, DE
2019 Up in Arms. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien and neue Gesellschaft fuer bildende Kunst Berlin nGbK. Berlin, DE
2019 Kunst im Untergrund (Art in the Underground). neue Gesellschaft fuer bildende Kunst Berlin nGbK. Berlin, DE
2018 Cultural Memory in the Present. Gallery of the Academy of Fine Arts. Leipzig, DE (as Beatrice Peter Schuett)
2017 Studienpreis 2017 of the Freundeskreis of the Hochschule fuer Grafik und Buchkunst (Academy of Fine Arts). Gallery of the Academy of Fine Arts. Leipzig, DE catalogue (as Beatrice Schuett)
Awards
2023 Foerderpreis (Advancement Award). Kunstpreis Fotografie (Artprize Photography) Lotto Brandenburg. Potsdam, DE
2023 Forthcoming Award and exhibition, tba. Arles, FR
2022 Shortlist Fotohof Calling, Salzburg, AT
2019 Kunst im Untergrund (Art in the Underground) competition winner. neue Gesellschaft fuer bildende Kunst Berlin nGbK. Berlin, DE
2017 Studienpreis 2017 of the Freundeskreis of the Academy of Fine Arts Leipzig. Hochschule fuer Grafik und Buchkunst (Academy of Fine Arts). Leipzig, DE catalogue
Publications and press
2023 To touch at the edge. KO-OP Art Space. Sofia, DE
2022 maybe. Magazine #2. Kalamari Klub. Heidelberg, DE
2022 Shortlist Fotohof Calling, Salzburg, AT
2020 Kreuzer Leipzig. 09.10.2021. Britt Schlehahn. Den Nachwuchskuenstlern auf der Spur. Leipzig, DE
2020 Photoworks UK. The Museum of Modern Loss. Marissa Chen. Brighton, UK
2020 The Opposite of Innocence is Ignorance: Public Art and Political Engagement. Wendy M. K. Shaw. Berlin, DE
2019 Leipziger Volkszeitung. 16.10.2019. Kunst gegen Waffen. Leipzig, DE
2019 Up in Arms. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. neue Gesellschaft fuer bildende Kunst Berlin nGbK. Berlin, DE
2019 Berlin Art Week Magazine. Draft image for Forensic Excavations Inventory 2019 Part 1/Art in the Underground/Kunst im Untergrund 2019. Berlin, DE
2018 Studienpreis 2017 of the Freundeskreis of the Hochschule fuer Grafik und Buchkunst (Academy of Fine Arts). Leipzig, DE (as Beatrice Schuett)
2017 Reports about Studienpreis 2017: Kunstforum International, 19.12.2017; Kunstmarkt.com; Leipziger Volkszeitung, 16.11.2017 (as Beatrice Schuett)
Further links
.Art in the Underground/Kunst im Untergrund
.Up in Arms
.Elaboration on Forensic Excavations Inventory
Notes
Installation views of the exhibition Cultural Memory in the Present, 2017, and the Studienpreis 2017 exhibition. Studienpreis 2017 also shows the timber frame plinth I built in 2015. (Photo: Alexander Pannier).